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Daniel Breuss

Rohstoffeinkäufer befürchten steigende Preise durch Handelskriege


Eine Vorsorge gegen steigende Rohstoffpreise wäre Finanz-Hedging. Doch das fristet in vielen Unternehmen nach wie vor ein Schattendasein, dabei kann dieses gerade in unsicheren Zeiten für mehr Sicherheit sorgen.

Der überwiegende Teil der Rohstoffeinkäufer (90 Prozent) befürchtet, dass sich die aktuellen Auseinandersetzungen zu realen Handelskriegen ausweiten. Allerdings gehen sie davon aus, dass nicht alle globalen Märkte gleichermaßen betroffen sein werden, sondern nur bestimmte Länder oder Materialien. Doch auch angesichts begrenzter Konflikte rechnen gut 80 Prozent der Befragten mit Preissteigerungen für Rohstoffe und knapp 60 Prozent befürchten Versorgungsengpässe. Das zeigt eine Studie der Einkaufsberatung Inverto.

Herausforderung im Rohstoffeinkauf haben sich stark gewandelt

Im Vergleich zu den Vorjahren haben sich die Risiken, mit welchen sich Entscheider konfrontiert sehen, stark verändert. So nennen nur 19 Prozent dieses Jahr rückläufige Absatzmengen als Gefahr für ihr Unternehmen – 2016 befürchteten dies noch 44 Prozent der Studienteilnehmer. Demgegenüber sorgten sich vor zwei Jahren nur 18 Prozent der Befragten, dass sie die benötigten Rohstoffe im gewünschten Zeitraum nicht beschaffen könnten, während es heute fast 60 Prozent sind.

Steigende Preise und Versorgungssicherheit dominieren die Geschäftstätigkeit der befragten Akteure. Hier zeigt sich, wie massiv Protektionismus und schwelende Konflikte bereits in das Wirtschaftsleben eingreifen.

Alternative Beschaffungsmärkte und Materialien

Branchenübergreifend sehen die Studienteilnehmer den Aufbau neuer Lieferanten in alternativen Beschaffungsmärkten (60 Prozent), die Prüfung alternativer Rohstoffe (49 Prozent) oder die Absicherung der Bezugspreise durch langfristige Verträge (42 Prozent) als die besten Lösungen, um sich gegen Preisanstiege abzusichern. Tatsächlich genutzt werden diese

Maßnahmen aber nur in weitaus geringerem Umfang.

Rohstoffeinkäufe mit Finanz-Hedging absichern

Weil Rohstoffe immer Preisschwankungen unterliegen, ist Finanz-Hedging ein sinnvolles Mittel, um ungeplante Preissteigerungen abzufedern, so Inverto. Jedoch verwenden nur 23 Prozent der befragten Unternehmen dieses Instrument. Die Mehrheit der Studienteilnehmer zeigt sich skeptisch: Fast ein Drittel hält Hedging für Spekulation, 27 Prozent scheuen den Aufwand, 44 Prozent sind der Meinung, für die von ihnen benötigten Rohstoffe gebe es keine Möglichkeit für Hedging.

Tatsächlich stehen aber für nahezu alle Rohstoffe, die von den Befragten als relevant für das eigene Unternehmen angegeben wurden, geeignete Hedging-Instrumente zur Verfügung. Gerade in den aktuell unsicheren Zeiten könnte Hedging für mehr Sicherheit beim Rohstoffeinkauf sorgen.

Fehlendes Know How

Die Herausforderung liegt oft darin, dass in den Unternehmen nach eigener Aussage oftmals die Kompetenzen sowie geeignete Ressourcen fehlen und Rohstoffeinkäufer sich deshalb an dieses Thema nicht herantrauen. Dabei ist es generell für jedes Unternehmen, das größere Mengen an Rohstoffen einkauft, sinnvoll über Absicherungsstrategien nachzudenken.

Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand: Durch den Einsatz von geeigneten Finanzinstrumenten können etwaige Preisrisiken vorausschauend und zuverlässig abgesichert werden und somit ein gewisses Maß an Planungs- und Kalkulationssicherheit erreicht werden.

Enge Zusammenarbeit mit Finanzabteilung nötig

Hierbei haben Unternehmen verschiedene Möglichkeiten der Absicherung. Doch alle Produkte wie z.B. Termingeschäfte, Festpreisvereinbarungen und Optionen erfordern ein gewisses Maß an finanztechnischem Know-how. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Einkaufs- und Finanzabteilung ist daher unerlässlich.

Hinzu kommt, dass die Kosten für das Finanz-Hedging komplex strukturiert sind, diese richten sich nach diversen Faktoren wie dem Bonitäts-Ranking des Kunden, der Laufzeit und dem Zinsniveau.

In der Praxis wird daher ein interdisziplinäres Team aus Einkauf und Finanzabteilung benötigt, welches der Einkauf mit seinem Fachwissen koordinieren sollte. Er identifiziert den Bedarf und das Volumen der abzusichernden Rohstoffe – die Auswahl und Umsetzung der geeigneten Finanzprodukte sowie die Kontrolle sollte dann in enger Abstimmung mit der Finanzabteilung erfolgen.

Über die Studie

Inverto befragte im Zeitraum von Juni bis August 2018 über 110 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie England. Fast zwei Drittel der Befragten sind als Einkaufsverantwortliche oder strategische Einkäufer beschäftigt, 17 Prozent als Geschäftsführer oder Vorstände.

Quelle: www.technik-einkauf.de

 


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