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Daniel Breuss

9 Themen, die Einkäufer 2020 auf dem Radar haben sollten


Unruhige Zeiten im Welthandel und Fachkräftemangel: Der Einkauf steht vor großen Herausforderungen. Der Software-Anbieter Ivalua hat auf der Basis von Studien und Projekterfahrungen die wichtigsten Procurement-Themen für das Jahr 2020 identifiziert.

Das Rezessionsgespenst geistert durch die deutschen Chefetagen, und der bevorstehende US-Wahlkampf sowie der Brexit werden wohl auch 2020 für Unsicherheit auf den Weltmärkten sorgen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Einkauf. Wie bereiten sich Verantwortliche für Procurement und Supply Chain auf ein solches Jahr vor? Nach Analysen des E-Procurement-Anbieters Ivalua sind das die neun wichtigsten Themen für die kommenden zwölf Monate:

1. Prozess-Effizienz

Dieser Dauerbrenner wird auch im kommenden Jahr wieder den Einkauf umtreiben. Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle. Laut der Studie „Procurement Metrics that Matter in 2019“ von Ardent Partners hatten bereits 31 Prozent der CPOs die Digitalisierung als Top Business Priority. Dieser Wert dürfte 2020 angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs eher noch steigen. Zumal die Forrester-Studie „Executing A Successful Procurement Transformation“ vom Frühjahr 2019 gezeigt hat, dass deutsche Procurement-Manager zwar die richtigen strategischen Ansätze verfolgen, aber bei der Umsetzung hinter ihren Kollegen aus Frankreich und Großbritannien zurückliegen.

2. Arbeitsumgebung der Mitarbeiter verbessern

Die sogenannte „employee experience“ steht für das Procurement 2020 ebenfalls ganz oben auf der Agenda. Das ergab dieselbe Forrester-Studie: 26 Prozent der weltweiten Teilnehmer sehen darin eine strategische Priorität, für weitere 41 Prozent ist sie immerhin wichtig und verbesserungswürdig. Sie alle wissen: Hier drehen sie direkt an der Effizienzschraube und damit an ihren Prozesskosten. Außerdem reduzieren sie so den Einkauf außerhalb vorgegebener Kanäle und stärken die Compliance.

3. Direkte und indirekte Kosten senken

Drei Viertel der deutschen Industrieunternehmen fokussieren sich bei der Lieferantenauswahl immer noch auf den Teilepreis. Dies fand kürzlich eine Studie des Beratungshauses Emporias heraus. Andere Kriterien und indirekte Kosten wie Steuerungsaufwand oder Ausfallkosten, spielen bislang eine untergeordnete Rolle, so die Studie. Dass sich dies ändern wird, darauf deuten Erkenntnisse der schon erwähnten Forrester-Studie hin. Mehr als jeder Vierte nannte Einsparungen bei indirekten Kosten als Top-Priorität. Dieser Trend wird sich noch verstärken, weil die weltweite Konjunktureintrübung die Chancen für Umsatzwachstum verringert. Der Fokus wird sich daher zunehmend auf die Kosten richten, um die Rentabilität zu erhalten.

4. Agilität des Unternehmens steigern

Nicht nur der mit der abflauenden Konjunktur verbundene Wettbewerbsdruck fordert den Unternehmen mehr Flexibilität ab. Auch die internationalen Zollstreitigkeiten und die wachsende Unsicherheit durch geopolitische und weitere Faktoren erfordern agileres Handeln. Laut der Studie „Building next generation capabilities“ der Hackett Group sehen Unternehmen, darunter auch zahlreiche DAX-Unternehmen, in puncto Agilität verstärkt Verbesserungs- und Nachholbedarf. 2020 ist das Jahr, dieses Thema anzugehen.

5. Innovation aus der Supply Chain

Viele Unternehmen wollen sich nicht nur um bessere Beziehungen zu ihren Lieferanten kümmern, sie wollen auch bei Innovationen verstärkt mit ihren Zulieferern zusammenarbeiten. Dies zeigen Studien des VDMA sowie eine Studie von Accenture für Österreich.

6. Compliance und Risikomanagement

Die Hackett Group stellt in ihrem Executive-Insight-Bericht über integriertes Risikomanagement fest: Risiken aus der Supply Chain bekommen in letzter Zeit deutlich mehr Aufmerksamkeit. Denn sie haben einen direkten Einfluss auf Kosten, die Börsenbewertung und den Shareholder-Value. Die Analysten von Hackett erwarten, dass ein Großteil der Unternehmen in den kommenden Jahren formalisierte Programme für das Supply-Risk-Management etablieren wird. Neben klassischen Ausfallrisiken gewinnen hier auch Fragen der Compliance, Corporate Social Responsibility und der Nachhaltigkeit spürbar an Bedeutung, auch angesichts der US-Sanktionen gegen einzelne Länder und Unternehmen.

7. Auswertungen verbessern

Grundvoraussetzung für bessere Entscheidungen sind vollständige Daten. Heute sind mehr Informationen verfügbar als jemals zuvor. Aber diese Datenmengen sinnvoll zu nutzen, ist umso schwieriger geworden. Mangelhafte Datenqualität, die Speicherung in getrennten Systemen und die Überfülle an Informationen führen zu deutlichen Problemen. CPOs müssen daher vor allem die Datenqualität adressieren und ihren Mitarbeitern unmittelbar umsetzbare Einblicke und Erkenntnisse ermöglichen.

8. Zusammenarbeit mit internen Akteuren

Die Zeit der Elfenbeintürme ist endgültig vorbei. Laut Ardent Partners sehen bereits über 47 Prozent der CPOs in einer besseren Zusammenarbeit und Kommunikation mit Stakeholdern im Unternehmen den Schlüssel zu einem höheren Wertbeitrag ihrer Abteilung – Tendenz steigend.

9. Künstliche Intelligenz (KI)

Die Anwendungsfelder für KI sind aktuell vor allem digitale Assistenten zur Beantwortung von Fragen, für Datenanalysen und Prozessautomatisierung. Zu diesem Ergebnis kommt PWC in der Studie „Künstliche Intelligenz in Unternehmen“. Die Zahl und Breite der Anwendungen wird sich, da sind sich alle Experten einig, weiter erhöhen.

Die Fülle der Themen macht es offensichtlich: Der Wertbeitrag des Einkaufs ist längst ein strategischer, jenseits des reinen Kostenmanagements. Alex Saric, Spezialist für Smart Procurement bei Ivalua warnt: „Unternehmen, die sich angesichts einer heraufziehenden Rezession im Einkauf wieder ausschließlich auf die Kosten fokussieren, erweisen ihrem Unternehmen einen Bärendienst. Denn bedingt durch die hohen Verflechtungen mit der Lieferkette werden sowohl Produktivität als auch Innovationsstärke spürbar unter dieser Rolle rückwärts leiden.“

 

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