Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist im Dezember 2019 mit 43,7 gegenüber dem Vormonat um 0,4 Punkte gesunken. Damit verharrte der deutsche PMI auch im letzten Monat des abgelaufenen Jahres deutlich im roten Bereich. Der wichtige Frühindikator für die Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland bewegt sich bereits seit Januar 2019 ununterbrochen unter der magischen 50-Punkte-Referenzlinie, ab der wirtschaftliches Wachstum signalisiert wird.
Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland hat das Jahr 2019 im tiefroten Bereich beendet. Positiver Lichtblick waren lediglich die Neuaufträge, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit in London mit. Diese schrumpften so geringfügig wie zuvor im gesamten Jahr nicht. Außerdem verbesserten sich die Geschäftsaussichten – wenngleich nur minimal.
Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ging im Dezember 2019 leicht auf 43,7 Punkte zurück nach dem Fünfmonatshoch von 44,1 im November. Damit liegt der aktuelle Wert unter dem Durchschnitt der Schrumpfungsphase, die im Januar 2019 begann. Der Rückgang hielt in allen drei Hauptbereichen der Industrie an, wobei die Hersteller von Investitionsgütern die schlechteste Performance ablieferten, gefolgt von den Herstellern von Vorleistungsgütern. Einzig im Konsumgüterbereich schwächte sich die Kontraktionsrate etwas ab.
„Den aktuellen EMI-Dezember-Daten zufolge lässt die erhoffte Trendwende in der Industrieproduktion weiter auf sich warten. Hoffnungsvoll stimmt uns allerdings, dass sich die Geschäftsaussichten der Firmen des Verarbeitenden Gewerbes zuletzt aufgehellt haben“, betonte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch am Dienstag in Eschborn.
„2019 war kein gutes Jahr für die deutsche Industrie. Erste Erholungszeichen deuten sich an, aber nur sehr allmählich“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Dienstag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Nichtsdestotrotz seien die Aussichten für 2020 deutlich besser. Ein Ende im Brexit-Drama sei absehbar und offensichtlich planten die USA und China ein Handelsabkommen. Inwieweit es zu tatsächlichen Zollsenkungen komme, sei noch nicht sicher. „Allerdings muss US-Präsident Donald Trump im Laufe dieses Jahres mit positiven Daten aufwarten, damit seine Wahlchancen steigen. Davon dürfte dann auch die deutsche Industrie profitieren“, fügte die Helaba-Bankdirektorin hinzu.
„Das alte Jahr schließt für die deutschen Unternehmen noch nicht wirklich auf einer versöhnlichen Note. Die deutsche Industrie ist noch nicht über den Berg. Glücklicherweise lässt die Talfahrt etwas nach und die Binnenwirtschaft bleibt nach wie vor stark“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Dienstag dem BME.
„Auch im Nachhall von 2019 notiert die deutsche Industrie viele Zahlen weiterhin mit Rotstift. Produktion, Beschäftigung und Preise fallen noch“, teilte Katharina Huhn, Leiterin des Referats Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen im DIHK, am Dienstag dem BME mit. Der Rückgang der Neuaufträge verlangsame sich jedoch und so gebe es Hoffnung auf Stabilisierung. Eine Ausbreitung der Industrierezession auf Dienstleister und die Baubranche sei damit unwahrscheinlich. „Zusammen mit der Aussicht auf eine konjunkturelle Erholung verbessern sich so die Geschäftsaussichten zum zweiten Mal in Folge, wenn auch nur geringfügig“, betonte die DIHK-Konjunkturexpertin in ihrem Statement für den BME.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Dienstag dem BME: „Die aktuelle Eskalation im Nahost-Konflikt kann trotz noch guter Versorgungslage sehr schnell zu einem Anstieg der Rohölpreise auf bis zu 80 US-Dollar je Barrel Brent führen. Bei einem Ausfall der Fördermöglichkeiten eines großen Vorkommens sind noch höhere Preise möglich. Dies induziert dann jedoch infolge der befürchteten negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft Preisrückgänge bei börsennotierten Industrierohstoffen. Dies würde die seit Dezember 2019 teilweise anziehenden Preise – etwa bei Schrotten – kompensieren.
“Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Industrieproduktion:
Im Dezember 2019 wurde die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands abermals deutlich zurückgefahren. Der Rückgang beschleunigte sich sogar noch im Vergleich zum Vormonat, womit der aktuelle Indexwert über dem Durchschnitt der elfmonatigen Schrumpfungsphase liegt. Das jüngste Minus verteilte sich auf alle Teilbereiche der Industrie und spiegelte laut einiger Umfrageteilnehmer vor allem den schwachen Auftragseingang wider.
Auftragseingang insgesamt/Export:
Die fortwährenden Unsicherheiten im Welthandel in Verbindung mit der zögerlichen Investitionsbereitschaft schlugen sich erneut in einem Rückgang beim Auftragseingang nieder. Immerhin verbesserte sich der entsprechende Teilindex zum dritten Mal in Folge und notierte auf dem besten Wert im abgelaufenen Jahr. Die Hersteller von Investitionsgütern registrierten das deutlichste Minus, gefolgt vom Vorleistungsgüterbereich. Lediglich im Konsumgüterbereich wurde eine geringe Abnahme der Neuaufträge verzeichnet.Obwohl der saisonbereinigte Teilindex Auftragseingang Export im Dezember 2019 zum 16. Mal unter der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten blieb, setzte er seinen Aufwärtstrend fort und kletterte auf den höchsten Wert seit Januar. Viele Umfrageteilnehmer beklagten erneut die schleppende Nachfrage auf den Weltmärkten sowie die Zurückhaltung bei Investitionen. Einige Unternehmen konnten sich jedoch über Neuaufträge vor allem aus China, der Türkei und den USA freuen.
Beschäftigung:
Der saisonbereinigte Teilindex signalisierte einen stärkeren Stellenabbau im Verarbeitenden Gewerbe als zuletzt. Demnach war das Minus im letzten Monat des Jahres eines der kräftigsten der vergangenen zehn Jahre. Die meisten der befragten Unternehmen gaben an, ihren Personalstand an das aktuell schwache Nachfrageniveau angepasst zu haben. Kapitalgüterhersteller meldeten den deutlichsten Rückgang gefolgt von Firmen aus dem Vorleistungsgüterbereich.
Einkaufs-/Verkaufspreise:
Wie bereits in den vergangenen acht Monaten verbilligten sich die Einkaufspreise in der Industrie auch im Dezember 2019. Die Rückgangsrate blieb dabei nah am Höchstwert der letzten dreieinhalb Jahre und damit signifikant. Unter den Materialien, die sich verbilligt haben, waren Metalle (insbesondere Stahl) Kunststoffe und Holzprodukte.Die Preismacht der Hersteller hielt sich auch zum Jahresende in Grenzen. So wurden die Verkaufspreise bereits den sechsten Monat in Folge gekürzt, meist um bestehende Aufträge zu halten oder neue hinzuzugewinnen. Allerdings schwächte sich die Reduzierung zum zweiten Mal hintereinander leicht ab und fiel so gering aus wie zuletzt im August 2019. Während Firmen im Vorleistungsgüterbereich einen Preisrückgang verzeichneten, hoben die Hersteller von Konsumgütern ihre an.
Jahresausblick:
Der Teilindex kletterte im Dezember auf den höchsten Wert seit September 2018 und entfernte sich damit weiter vom Rekordtief im August. Nichtsdestotrotz liegt die Zahl der Unternehmen, die binnen Jahresfrist mit einem Anstieg der Produktion rechnen nur knapp über der, die mit weiteren Geschäftseinbußen rechnen. Unsicherheiten im Zusammenhang mit Handelskonflikten, den weltweiten Wirtschaftsaussichten sowie dem Brexit belasteten nach wie vor die Erwartungen.
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