Daniel Breuss

12. Okt. 20182 Min.

Bye Bye Great Britain

Rechnen Sie als Einkäufer in Kürze mit höheren Lieferpreisen

Der Brexit hat wohl weitreichendere Folgen als bislang angenommen.
 

 

 
In einer aktuellen Studie hat Germany Trade and Invest (GTAI) die Veränderungen der Lieferströme nach dem Brexit analysiert. Unabhängig von der Gestaltung der Austrittsregeln fällt die Bilanz schon heute beunruhigend aus
 

 
Brexit wirkt verteuernd – in beiden Richtungen
 

 

 
Einerseits sagen die GTAI-Experten für die britische Wirtschaft Wettbewerbsverluste mit schrumpfenden Marktanteilen voraus. Andererseits müssen einkaufende Unternehmen mit Lieferverzögerungen und Kostenerhöhungen bei britischen Produkten rechnen.
 

 

 
Als einen gewichtigen Kostenfaktor für Einkäufer nennen die Studienmacher die dünne Personaldecke des britischen Zolls. Beispielsweise stehen der Behörde nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung, die den erhöhten Zollaufwand in Zukunft bewältigen sollen.
 

 
Bitte beachten Sie: Rund 50 % des britischen Exports geht in die EU. Im vergangenen Jahr lieferte Großbritannien (UK) Waren im Wert von 189 Mrd. € in die EU.
 

 
Ein Ausstieg aus REACH würde Chemie- Einkäufer hart treffen
 

 

 
Dazu muss man wissen, dass Deutschland Großbritanniens wichtigster Handelspartner in der EU ist. Bei chemischen Erzeugnissen belegte Deutschland mit einem Einkaufsvolumen von 9 Mrd. € im vergangenen Jahr Platz 1.
 

 

 
Falls das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Chemikalienverordnung REACH aussteigen würde, wären verstärkte Einfuhrkontrollen aufgrund abweichender Branchen- und Produktsicherheitsstandards die Folge.
 

 

 
Stufe 2 in dieser Kostenschleife wären neue aufwendige Prüf- und Kontrollverfahren bei der Einfuhr, die viel Zeit und noch mehr Geld kosten.
 

 
Prüfen Sie als UK-Einkäufer, in welchem Grad Ihre Lieferketten gefährdet sind
 

 

 
Ein weiteres Problemfeld: Deutschland ist nicht nur der wichtigste EU-Handelspartner Großbritanniens, auch die Liefer- und Produktionsketten beider Länder sind äußerst eng miteinander verflochten.
 

 
Im Fall Brexit bedeutet das: Durch den Ausstieg verlieren die in Großbritannien hergestellten Vormaterialien ihren EU-Ursprung. Ist der Anteil britischer Materialien in den späteren Exportwaren zu hoch, büßen auch diese Fertigwaren ihren EU-Ursprung ein.
 

 

 
Für Sie als UK-Einkäufer würde das bedeuten, dass Sie Zollvergünstigungen, die sich aus den EU-Freihandelsabkommen mit Drittstaaten ergeben, nicht mehr in Anspruch nehmen könnten.
 

 

 
Prüfen Sie deshalb schon jetzt Ihre Lieferketten und Ursprungskalkulationen, um gegen Preissteigerungen gewappnet zu sein.
 

 
Prüfen Sie Ihre bestehenden Lieferverträge
 

 

 
Der Brexit ist nicht nur von handelspolitischer, sondern auch von vertragsrechtlicher Relevanz – und das nicht nur für Lieferverträge, die Sie in absehbarer Zeit mit britischen Zulieferern schließen.
 

 

 
Kontrollieren Sie auch Ihre aktuellen Verträge, und zwar zeitnah, damit Sie Streitpunkte nachverhandeln können. Beispielsweise wer und in welchem Umfang für die Mehrkosten aufkommt, die durch den EU-Ausstieg verursacht werden. Prüfen Sie auch Möglichkeiten und Modalitäten für ein vorgezogenes Vertragsende aufgrund des Brexit.
 

 
Tipp: Je nach Wechselkursentwicklung kann der Brexit auch günstigere Einkaufspreise englischer Waren bedeuten. Nutzen Sie diese Chance. Wenn Sie Verträge nicht auf Eurobasis abschließen können, vereinbaren Sie mit den Lieferanten einen Umrechnungskorridor bzw. bis zu welcher Höhe der Währungsrelation die Lieferverträge gelten.

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